Über mich

Geboren und aufgewachsen bin ich in Brüssel, aber die Sommer verbrachten wir im Heimatdorf -Calascio – meiner Mutter in den Abruzzen. Meine Großeltern hatten drei Nachbarinnen, alle alleinstehend und streitlustig.

Sie sangen den ganzen Tag dreistimmig – und ich fand es einfach furchtbar. Das klang so schräg und schrill, und ich war doch ein gebildetes Mädchen, das klassische Musik auf dem Klavier übte. Als ich aus dem Alter raus war, in dem man zu Oma und Opa in die Ferien fährt, vergaß ich diese Gesänge.

Nach der Schule brach für mich die große Freiheit aus. Ich studierte Rhythmik in Brüssel und wollte danach in eine andere europäische Großstadt auswandern. Weil London viel zu teuer war, landete ich in West-Berlin, wo es damals ganze Fabriketagen für wenig Geld zu mieten gab.

Ich lernte die interessantesten Künstler kennen und begann bald, mich für Theater, Tanz, Musik und Straßentheater zu begeistern, trat als Sängerin und Darstellerin auf und begleitete Tanzkompanien und Theaterproduktionen auf dem Klavier und dem Akkordeon.

„Addio“

Der Schatz meiner Heimat

Der Schatz meiner Heimat

Für einige Jahre zog ich nach Paris. Mit Anfang 30 besuchte ich dort während eines Gaststudiums der Ethnologie meinen ersten Workshop bei Giovanna Marini. Die große Musikethnologin war in den sechziger und siebziger Jahren allein mit einem Kleinbus durch Süditalien gefahren, um auf den Dörfern die Musik der alten Leute aufzunehmen, das war damals unerhört für eine Frau.

Als ich die Lieder hörte, die sie mitgebracht hatte – schräg, schrill, dreistimmig – konnte ich ein ganzes Wochenende nicht aufhören zu weinen. Ich hatte zu meinen Wurzeln zurückgefunden.

Das musikalische Erbe meiner Heimat hat mich nie wieder losgelassen.

Es ist für mich zur Lebensaufgabe geworden, die mündlich überlieferte Volksmusik Italiens, Siziliens, Sardiniens und Korsikas zu erforschen und weiterzugeben. Dafür bin ich oft in die Ursprungsregionen dieser Musik gereist, allein und in Begleitung der Sängerinnen und Sänger aus Berlin und Hamburg, die zum Teil seit Jahrzehnten mit mir diese Musik weitertragen.

Ich tausche mich mit anderen Musikethnologen aus, halte regelmäßig Workshops und lade Musikerinnen und Musiker ein, die uns helfen, unser Repertoire zu erweitern.

Entsprechend der Musik, die wir machen, steht für mich im Mittelpunkt, dass alle Stimmen ihren eigenen natürlichen Ausdruck finden. Wenn wir dann gut aufeinander hören und mit unserer Stimme den anderen Stimmen begegnen, werden Lieder lebendig, die schon vor Hunderten von Jahren gesungen wurden.

Diese Musik kommt aus dem Herzen und daher trifft sie ins Herz. Ich spüre darin das Leben meiner bäuerlichen Vorfahren. Wir singen gemeinsam, wie unsere Mütter, Großmütter und Urgroßmütter das beim Linsenverlesen, beim Spinnen, bei der Feldarbeit getan haben. Die Frauen in Hessen, Hohenlohe und Holstein hätte es sicher interessiert, unsere wilden südlichen Klänge zu hören. Sie hätten sie verstanden, denn die Themen waren überall dieselben.

Lebensstationen

Lebensstationen

Geboren in Brüssel

Annunziata Matteucci wurde in Brüssel als Tochter italienischer Eltern geboren. Schon früh zeigte sich ihre tiefe Verbindung zur Musik und Kultur ihrer Familie.

1960

Diplom in Rhythmik

Sie absolvierte das Institut de Rhythmique Jacques Dalcroze in Brüssel, wo sie ihre musikalischen Fähigkeiten und ihr Verständnis für Rhythmus vertiefte.

1983

Gaststudium der Musik-Ethnologie

Annunziata setzte ihr Studium in Paris fort und spezialisierte sich auf Musik-Ethnologie, um ihre Kenntnisse über traditionelle Musikformen zu erweitern.

1990er

Begegnung mit Giovanna Marini

Ein Wendepunkt in ihrer Laufbahn war die Begegnung mit der Musikethnologin Giovanna Marini, die ihr Interesse an traditioneller ländlicher Musik weckte.

1992

Musikpädagogik und Chorleitung

In Berlin begann Annunziata als Musikpädagogin, Sängerin und Chorleiterin zu arbeiten, wobei sie ihr Wissen und ihre Leidenschaft für Musik weitergab.

2000er

Gründung von Canto e Terra e.V.

Annunziata gründete Canto e Terra e.V. in Berlin, um eine Plattform für die Pflege und Verbreitung traditioneller südeuropäischer Musik zu schaffen.

2014

Leitung und Inspiration

Sie leitet weiterhin aktiv Canto e Terra e.V., organisiert Workshops, Chorprojekte und kulturelle Reisen, und bleibt eine Inspirationsquelle für alle Mitglieder.

Gegenwart

Galerie

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